Thomas Vogel

Am liebsten hätte er schon mit 16 Jahren angefangen, Trompete zu studieren. Doch bis zur Profikarriere musste sich Thomas Vogel noch etwas gedulden. Über welche Wege er zum hr kam und was sein Ausgleich zur Musik ist, erzählt der gebürtige Badener im Interview.

Interview: "Kleine Band statt großes Orchester"

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Steckbrief

Thomas Vogel, geboren 1964 in Waldulm, lebt heute - nach 15 Jahren in Köln - in Darmstadt.

Studium Musikhochschule in Köln
1988 erster Trompeter bei dem Musical Starlight Express
1988-91 erste Trompete im BundesJazzOrchester (Bujazzo)
1990-02 erste Trompete in der SWR Big Band
seit 2002 Mitglied der hr-Bigband

Thomas Vogel hat regelmäßig bei den Big Bands und Unterhaltungsorchestern der ARD gespielt, mit Bob Mintzer, Art Farmer und Chuck Findley, aber auch bei Ernst Mosch, mit den Bläck Föss und Shirley Bassey. Neben seinem Engagement in Big Bands ist er ein gefragter Studiomusiker, Dozent und Lehrer.

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Frage: Wie sind Sie zur Musik gekommen?
Vogel: Mit zehn Jahren trat ich unserem örtlichen Musikverein bei und fing an, Trompete zu lernen. Später war ich auf der Musikschule in Offenburg und spielte bereits mit 15 Jahren in der Bigband meines Lehrers mit.

Frage: Doch bis zum Profi-Musiker war es noch ein langer Weg, oder?
Vogel: Ach, eigentlich hätte ich gerne schon mit 16 angefangen, Musik zu studieren. Aber erst war das Abitur, dann die Bundeswehr dran, wo ich Mitglied des Musikcorps war. Dort habe ich zwei Semester klassische Trompete studiert. Nebenher habe ich in verschiedenen Bigbands gespielt, unter anderem bei Thilo Berg und Rainer Pusch. 1987 wurde das Bundesjugendjazzorchester (BuJazzO) gegründet, in das ich aufgenommen wurde. Zeitgleich hatte ich einen Studienplatz für Jazztrompete in Köln bekommen. Dort machte ich viele Studio-Jobs und alle nur denkbaren "Commercial Gigs", zudem hatte ich ein Engagement beim Musical "Starlight Express". Ich wurde dann als 1. Trompeter in die SWR-Bigband verpflichtet und spielte dort zwölf Jahre. Ich pendelte also immer von Köln nach Stuttgart. Vor sieben Jahren kam ich zur hr-Bigband. Aber das Pendeln war ich leid, und so bin ich mit meiner Familie nach Darmstadt gezogen.

Frage: Wer sind Ihre musikalischen Vorbilder?
Vogel: Im Jazzbereich sind es Harry James, Maynard Ferguson, Chet Baker und natürlich Miles Davis. Aber ich bin da nicht festgelegt und möchte auch als Musiker möglichst vielseitig sein. Ich bewundere ebenso klassische Trompeter wie zum Beispiel Maurice André.

Frage: Was ist Jazz für Sie?
Vogel: Ich halte Jazz für wesentlich individualistischer als klassische Musik. Man kann im Jazz seinen ganz eigenen Stil und Ausdruck finden. Außerdem mag ich es viel mehr, in einer Band zu spielen als in einem klassischen Orchester, denn selbst in einer Big Band hat man doch wesentlich mehr gestalterische Freiheit.

Frage: Welche war Ihre erste Schallplatte?
Vogel: Meine erste Schallplatte war von der Band Chicago. Die erste selbst gekaufte war von Blood, Sweat & Tears.

Frage: Wo sind Sie, wenn Sie nicht arbeiten?
Vogel: Ich bin bei meiner Familie, oder ich koche gemeinsam mit Freunden. Außerdem liebe ich Golfspielen. Weil man als Musiker ja so häufig drinnen ist, ist das für mich ein schöner Ausgleich.

Frage: Welche Musik hören Sie privat gerne?
Vogel: Ich höre eigentlich viele Arten von Musik. Das kann klassische Musik, aber auch guter Pop sein. Wenn ich Jazz höre, dann am liebsten ältere Aufnahmen, zum Beispiel solche von Stan Getz.

Frage: Wann bekommen Sie eine "Gänsehaut"?
Vogel: Wenn ich in einem guten Konzert mit Musik von Richard Strauss, Gustav Mahler oder Johannes Brahms sitze. Auch viele Jazzaufnahmen zum Beispiel von John Coltrane oder Duke Ellington gehen mir unter die Haut.

Frage: Ihr Tag war erfolgreich, wenn ...
Vogel: ... ich das Gefühl hatte, einigermaßen gut Trompete gespielt zu haben oder mit Freunden musiziert habe und Zeit mit der Familie verbracht habe.

Interview: Isabel Schad